Vererbte Traumata und die Beziehung im Jetzt zu sich und
anderen Menschen!
Schon lange beschäftige ich mich selbst mit dem Thema
Trauma, aus zwei Gründen, zum ersten habe ich in meiner Kindheit selbst viele traumatische
Situationen erlebt und zum anderen habe ich in meinem Beruf und in meinen
Ausbildungen immer wieder damit zu tun. Man stellt sich unter Trauma meist vor,
dass etwas schlimmes passiert sein muss, wie Mord, schwerer Unfall,
Kriegsgeschehen oder körperliche Übergriffe. Es stimmt, dass diese Erlebnisse
traumatisch sind, es können aber weniger dramatisch wirkende Erlebnisse genauso
traumatisierend wirken. Es gibt verschiedene Schweregrade und vor allem kommt
es drauf an, wie jemand damit umgeht, wie der Mensch selbst mit seinen
Ressourcen umgehen kann und das Umfeld spielt auch eine große Rolle bei
traumatischen Erlebnissen. Ich sage jeder Mensch hat schon einmal ein Trauma
erlebt.
Familiengeheimnisse, frühe Prägungen der Kindheit von Angst
und Gewalt, körperliche und seelische Traumata, familiärer Stress oder Druck
und Glaubenssätze oder Verhaltensmuster - das wirkt sich nicht nur auf
diejenigen aus, die es selbst erlebt haben, es kann sich sogar auf die
nachfolgenden Generationen auswirken.
Frauen, die durch Erlebtes sich von ihrem Gefühl abtrennen
und dadurch schwer Liebe geben können, geben meist an ihre Kinder diese Form
des Verhaltens weiter, nicht immer muss ein Trauma dahinter stecken doch die
Generationen vor uns hatten alle den Krieg und die Folgen davon erleben müssen.
Die derzeitige Situation macht ebenfalls mit uns Menschen etwas, plötzliche Ereignisse,
auf die man sich nicht einstellen kann, erhöhen den Stress in uns, kann man
damit nicht gut umgehen, auf seine Ressourcen zugreifen, bleiben wir in einer
gewissen Haltung stecken. Angst wird immer durch unbewusste Reaktionen
verarbeitet, jeder geht damit anders um. Es gibt bei Traumata verschiedene
Stufen, diese werde ich hier jedoch nicht erklären.
Was hat dieses Thema Trauma heute noch mit uns zu tun? Wie
wirkt es sich zum Teil auf Beziehungen oder unser tägliches Leben aus?
Traumatische Erlebnisse lösen Verhaltensauffälligkeiten aus,
die von Generation zu Generation weitergegeben werden. Dahinter stecken Vorgänge,
wo man erst in den letzten Jahren in der Forschung mehr und mehr dazu gelernt
hat. Es gibt Erkrankungen und Störungen,
die familiär auftreten, aber nicht auf etwas Bestimmtes zurückzuführen sind. Verhaltensveränderungen
nach extremen Stresserfahrungen kann zu Veränderungen im Gehirn führen, wodurch
Krankheiten oder verschieden Störungsbilder entstehen. Depressionen,
Panikattacken und andere psychische Störungen treten heutzutage in unserer
Gesellschaft häufiger auf. Was kann der
Grund dafür sein?
Wir alle tragen emotionale, psychische und biologische
Prägungen in uns, die sich auf unser Leben auswirken. Gerade heute in einer
Gesellschaft mit Druck und Macht ist es mehr denn je herausfordernd und schwer
gut für sich zu sorgen. Man will schnell sein und dazugehören und vergisst
dabei oft auf sich und seine eigenen Bedürfnisse zu achten. Dazu kommt dann auch
noch die Vererbten Muster und Prägungen, die uns dabei nicht gerade
unterstützen. In meinem Leben wurde mir dies immer wieder klar und führte mich
dazu mich mit dem Thema mehr und mehr zu beschäftigen. Dadurch, dass ich mich
mit der Biografie und der Lebensweise meiner Ahnen auseinandergesetzt habe,
fielen mir gewisse Dinge auf, die auf mein heutiges Reagieren zurückzuführen
waren. Bitte hier geht es nicht darum die Schuld zu suchen, sondern woher es
kommt, warum wir heute so ticken, hat meist mit erlerntem Wissen etwas zu tun.
Die Emotionen einer Mutter oder eines Vaters können sich in den Genen der
Nachkommen abbilden. Traumata schlafen nicht irgendwann ein, sie suchen nach
Auflösung bei den Kindern. Es kann auch sein, dass sich bei manchen Menschen Depressionen,
Angst- und Panikattacken durch Veränderung und Therapie mit den bekannten
Mitteln nicht verändern. Es muss nicht immer der Grund oder Auslöser gefunden
werden. Wichtig für Betroffenen ist es, Neues zu erlernen, um besser mit
Situationen umzugehen. Man kann es oft nicht mehr herausfinden was die Ursache
war, wichtig ist es dem Gehirn eine neue Technik oder Zugang zu erlernen. Es
braucht jedoch oft Geduld und Zeit, meist sind diese Prägungen und Ereignisse
so tiefgreifend, dass wir dazu Hilfe brauchen, uns Zeit nehmen müssen und neues
Erlernen dürfen. Die äußeren Trigger sind oft die, die uns fordern und uns
erkennen lassen, was noch steckt. Vererbte Muster und Verhalten führen oft dazu
das wir in Beziehungen in eine Forderung gehen, die das Gegenüber nicht
erfüllen kann. Die Reaktion des Gegenübers hat oft nicht direkt mit uns selbst zu
tun, es können Erlebnisse sein oder auch Verhaltensweisen, die er kennt. In
unterschiedlichen Situationen reagieren wir, wenn wir in der Angst nicht auf
unsere Ressourcen zugreifen können. Wenn wir uns in die Enge getrieben fühlen,
gehen wir in Abwehr oder in die Flucht. In diesem Augenblick hilft nichts, das Einzige
was helfen kann, ist dem Gegenüber zu stoppen und ihm zu zeigen, dass ich kein
Feind bin. Ich kann auffordern zu atmen so lange bis Ruhe in die Person
einkehrt. In überfordernden Situationen ist oft mal eine räumliche Trennung der
betroffenen Personen wichtig, meist ist uns jedoch nicht bewusst, dass unser
Gegenüber nicht der Auslöser ist, wir fühlen den Feind als Angreifer und als
das Problem, eben weil wir im Angstzustand oder in der Abwehr nicht auf
Ressourcen zugreifen können. Warum ist das so? Aus der jahrelangen antrainierten
Situation steigen wir nicht auf Knopfdruck aus, es muss sich langsam ein neues
Muster, eine neue Bahn im Kopf bilden und wir dürfen darauf vertrauen, dass wir
das alle oder beinahe alle erlernen können. Egal ob du bereits 70 Jahre bist,
unser Gehirn lernt nie aus, bis zum Schluss kann man es trainieren. Ausnahmen
sind Schädigungen im Gehirn, jedoch auch hier kann das Gehirn sich neue Bahnen suchen,
um wieder zu lernen. Hier geht es mir jedoch um die alltäglichen Situationen,
in denen gerade im Moment viele reagieren. Nicht immer muss der Auslöser ein
Trauma sein, jedoch kann in unserer Vergangenheit Vieles zu Situationen geführt
haben, die uns heute immer noch reagieren lassen. Ähnlich wie bei einer traumatischen
Situation, reagiert unser Gehirn bei Angriffen und wir gehen entweder in die
Flucht, Verteidigung oder in den Rückzug. Nehmen wir an du wurdest als Kind
immer wieder klein gehalten, eigene Meinung war nicht erwünscht und auch Liebesentzug
der Eltern war hierbei immer wieder ein Thema, dann kann es sein, dass du
gelernt hast dich unterzuordnen. Wenn du ein Mensch bist der Konfrontationen
immer wieder aus dem Weg geht, um die Harmonie nicht zu zerstören, wirst du in
der Beziehung entweder immer nachgeben und den anderen Teil wichtiger sein
lassen, oder du beginnst dich zu verteidigen und zu wehren. Erlernte Muster und
Situationen sind hierbei meist der Auslöser für Beziehungsthemen. Eine Frau die
als Scheidungskind vielleicht zu wenig Aufmerksamkeit vom Vater bekam, weil
dieser sich nicht oder zu wenig um sie kümmerte, sucht meist dann die
Aufmerksamkeit in der Partnerschaft vom Partner. Die Aufmerksamkeit und Liebe
die Mama und Papa ihr nie gaben, jedoch ist der Partner meist damit überfordert
und auch nicht zuständig diesen Teil zu erfüllen. Um so etwas zu erkennen, darf
man sich selbst mal bewusst wahrnehmen und betrachten. Leider ist es uns oft in
der Situation nicht möglich, jedoch ist es hier wichtig sich dem Thema zu
widmen, wenn die Beziehung erfüllt sein darf. Es muss nicht immer in einer
Therapie enden, es gibt viele Möglichkeiten sich dabei aus dem Kreisel zu
drehen und zu lernen was man selbst im Augenblick benötigt. Wenn du mehr dazu wissen willst, stehe ich dir
hierfür gerne zur Verfügung.